Longshanks (Statue)Eduard I., genannt "Longshanks"
(König von England 1272-1307)

geboren am 17. Juni 1239 im Palast von Westminster

gestorben am 7. Juli 1307 in Burgh-on-Sands (in der Nähe von Carlisle), Cumberland

begraben in der Westminster-Abtei, Middlesex
 
 

Eduard I., der wegen seiner Größe und Statur den Beinamen "Longshanks" trug, war wohl der erfolgreichste englische König des Mittelalters. Die ersten zwanzig Jahre seiner Herrschaft bedeuteten einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit zwischen Krone und Volk. In diesen Jahren erreichte Eduard große Fortschritte bei der Reform der Regierung, Erweiterung und Sicherung der Grenzen und Definition der Außenpolitik. Er besaß die Stärke, die seinem Vater gefehlt hatte, und festigte die Macht der Krone. Eduard zeugte auch viele Kinder: sechzehn mit Eleonore von Kastilien (die 1290 starb) und drei weitere mit Margaret. 

Eduard hielt an dem Prinzip der Gemeinschaft fest und regierte, auch wenn er zuweilen gewissenlose Härte zeigte, im Sinne des allgemeinen Wohlergehens seiner Untertanen. Er betrachtete die Krone als Richter über das angemessene Vorgehen für das Königreich und dessen wichtigsten Gesetzgeber. Königliche Vollmacht wurde durch Gesetz verliehen und sollte in vollem Umfange zum Zwecke des Gemeinwohls eingesetzt werden; dasselbe Gesetz gewährte auch den Untertanen des Königs Schutz. Ein König sollte herrschen unter Berücksichtigung des Rates und mit Zustimmung derer, deren Rechte in Frage standen. Das Ausmaß der Zusammenarbeit zwischen König und Untertan erlaubte Eduard einen erheblichen Spielraum beim Erreichen seiner Ziele. 

Eduard I. erweiterte die von Heinrich II. installierte Bürokratie, um die Wirksamkeit seiner Herrschaft zu erhöhen. Er dehnte die Verwaltung in vier Hauptbereiche aus: Chancery (Kanzleramt), Exchequer (Schatzamt), Household (königliche Hofhaltung) und Council (Rat). Das Kanzleramt untersuchte und verfaßte juristische Schriftstücke, während das Schatzamt die Einnahmen verwaltete und Geld herausgab, die Rechenschaftsberichte der örtlichen Amtsträger überprüfte und die Bücher führte. Diese beiden Ressorts arbeiteten mit königlicher Vollmacht, aber unabhängig von seiner persönlichen Führung, was Eduard veranlaßte, der Praxis früherer Könige zu folgen und den Hofstaat aus Beamten und Ratgebern weiter auszubauen, der den König auf Reisen begleitete. Der königliche Rat war die bedeutendste dieser vier Einrichtungen. Er bestand aus den wichtigsten Ministern, vertrauenswürdigen Richtern und Beamten sowie einer Gruppe ausgewählter Magnaten, und folgte ebenfalls dem König auf Reisen. Der Rat befaßte sich mit Angelegenheiten größter Bedeutung für das Königreich und agierte auch als Gerichtshof für Fälle von nationalem Interesse.

Eduards Bestrebungen um den Ausbau von Gesetzgebung und Justiz hatten bedeutende Auswirkungen auf das Zurückdrängen des Feudalismus. Die Statuten von Gloucester (1278) schränkten die Erweiterung großer privater Ländereien ein und begründeten das Prinzip, daß alle Lehen von der Krone übertragen wurden und ihr unterstanden. Die höchste Gerichtsbarkeit wurde die königliche: das Schatzamt richtete einen Gerichtshof für Finanzstreitigkeiten ein, der Court of Common Pleas entstand, um Eigentumsfragen zu klären, und der Court of the King's Bench befaßte sich mit Strafverfahren, an denen der König ein persönliches Interesse hatte. Andere Gesetze verbaten Vasallen, ihre Ländereien der Kirche zu vererben, förderten das Erstgeburtsrecht und gestanden einzig dem König das Recht zu, einen Mann zu seinem Vasallen zu machen. Im wesentlichen ebnete Eduard so den Weg dafür, daß der Handel mit Grund und Boden möglich werden konnte. 

Longshanks (Gemälde)Eduard konzentrierte sich auf eine aggressive Außenpolitik. Ein größerer Feldzug zur Unterwerfung von Llywelyn ap Gruffydd von Wales begann 1277 und dauerte bis zu Llywelyns Tod im Jahre 1282. Wales wurde in Grafschaften unterteilt, das englische Zivilrecht eingeführt, und die Region wurde durch vom König ernannte Richter verwaltet. Nach dem Vorbild früherer Herrscher erbaute Eduard zahlreiche neue Burgen, um seine Eroberungen zu sichern. 1301 wurde der älteste Sohn des Königs zum Prinzen von Wales ernannt, ein Titel, der heute noch allen erstgeborenen männlichen Thronerben verliehen wird. Eduard hatte nur begrenzten Erfolgt beim Versuch, den englischen Einfluß auf Irland auszudehnen: Zwar installierte er ein Parlament in Dublin und belebte den Handel mit einigen Küstenstädten, aber der größte Teil des Landes wurde weiterhin von unabhängigen Baronen oder keltischen Clanhäuptlingen kontrolliert. Englische Besitzungen in Frankreich bewahrte er zunächst durch geschickte Diplomatie, wurde dann aber durch den Einfall Philips IV. in die Gascogne in einen Krieg hineingezogen. 1303 schloß er Frieden mit Frankreich, wobei er die Gebiete halten konnte, die England vor dem Krieg besessen hatte. 

Eduards Engagement in Schottland hatte weitreichende Auswirkungen. Das Land hatte in den Lowlands ein feudales Königtum ähnlich wie in England entwickelt und die keltische Stammeskultur in die Highlands zurückgedrängt. Nach dem Tode des schottischen Königs Alexander III. handelte Eduard einen Vertrag aus, nach dem Margaret, Prinzessin von Norwegen und rechtmäßige Erbin der schottischen Krone, nach England gebracht werden und seinen ältesten Sohn, den zukünftigen Eduard II., heiraten sollte. Margaret verstarb jedoch 1290 auf der Reise nach England, die schottische Thronfolge blieb damit umstritten. Eduard betrachtete sich aufgrund deren anglo-normannischer Herkunft als Feudalherr der schottischen Könige und beanspruchte daher das Recht zu vermitteln. Aus dreizehn verschiedenen Thronanwärtern wählte er John Baliol aus. Baliol huldigte Eduard als seinem Herrn, die Schotten widersetzen sich aber Eduards Forderungen nach Militärdiensten. 1296 marschierte Eduard daher in Schottland ein und schlug die Schotten unter Baliol vernichtend. Baliol wurde zur Abdankung gezwungen, die schottischen Barone erkannten Eduard als ihren König an. William Wallace zettelte 1297 einen Aufstand an, schlug die englische Armee bei Stirling und verübte Anschläge auf die nördlichen Grafschaften Englands. Im Jahr darauf fügte Eduard Wallace in der Schlacht von Falkirk eine Niederlage zu, stieß aber bis zu Wallace' Gefangennahme und Hinrichtung im Jahr 1304 auf anhaltenden Widerstand. Robert Bruce, Enkel einer derer, die 1920 Thronansprüche erhoben hatten, begann 1306 eine neuerliche Revolte und besiegte schließlich die Armee Eduards II. bei Bannockburn. Eduards rücksichtslose Feldzüge in Schottland erregten bei den Schotten einen Haß auf England, der noch Generationen überdauerte.

Eduards Anstrengungen, seine Kriege in Frankreich und Schottland durch die Einführung von Einkommens- wie auch Besitzsteuern zu finanzieren, belasteten sein Verhältnis zum Adel. Zusammenkünfte des Großen Rates des Königs, inzwischen als Parlamente bezeichnet, schlossen von Zeit zu Zeit auch Angehörige der Mittelschichten ein und begannen, die königliche Macht zu beschränken. Das Parlament bestätigte die Magna Carta und die Charter of the Forest in den Jahren 1297, 1299, 1300 und 1301; es wurde beschlossen, daß keine Steuern erhoben werden durften ohne die Zustimmung des gesamten Königreichs (das durch das Parlament repräsentiert war). 

Eduards Charakter fand eine zutreffende Bewertung durch Sir Richard Baker in seiner Chronik der Könige von England: "Er vereinigte in sich zwei Weisheiten, die man einzeln schon nicht oft, zusammen aber selten oder nie findet: ein ausgeprägtes eigenes Urteilsvermögen und die Bereitschaft, den Rat anderer anzunehmen. Er ließ sich nicht leicht zu leidenschaftlichem Handeln hinreißen, doch einmal in Erregung, war er nicht leicht wieder zu beschwichtigen, wie sein Umgang mit den Schotten zeigt, gegenüber denen er zunächst Geduld, schließlich aber Härte zeigte. Wenn man ihn für seine zahlreichen Steuern tadeln kann, so wird er doch durch deren weise Verwendung gerechtfertigt; denn niemals hat es einem Herrscher zu höherer Ehre gereicht, wie er sein Geld ausgegeben hat, noch größerem Wohle seines Königreiches gedient."


 
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Letzte Änderung: 30/04/2001
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